CAPITAL OF THE WORLD

CAPITAL OF THE WORLD
Bootsflüchtlinge an der Küste von Lesbos, Griechenland
©Wachter&Jud
Flüchtlingsboot auf Lesbos, Griechenland
©Wachter&Jud
Präsentationsansicht der Arbeit "Landung in Australien", April 2015
©Karl Warner Credit line: Courtesy Karl Warner 2015 All images taken in 2015
Präsentationsansicht der Arbeit "Landung in Australien", April 2015
©Karl Warner Credit line: Courtesy Karl Warner 2015 All images taken in 2015
Präsentationsansicht der Arbeit "Landung in Australien", April 2015
©Karl Warner Credit line: Courtesy Karl Warner 2015 All images taken in 2015

Zur Anmeldung einfach eine Mail an: info(at)werkleitz.de mit Betreff "Workshop".

Weltanschauungen und Werkzeuge der Reflexion

In weiten Teilen Europas wird zur Zeit die Ankunft oder Durchreise von Flüchtlingen zum zentralen politischen Thema gemacht. Der Workshop CAPITAL OF THE WORLD schließt an das aktuelle Geschehen an, blickt jedoch über den gegenwärtigen Horizont hinaus. Christoph Wachter und Mathias Jud arbeiteten mit Asylsuchenden in australischer Gefangenschaft und mit Asylsuchenden in der Schweiz, in Griechenland und der Türkei. In Europa werden Kampagnen gegen Schlepperboote und ein „Krieg gegen Menschenhandel“ vorbereitet. Viele Verfahren und Argumente der Militäraktion sind dem australischen Vorgehen nachempfunden und lassen sich im internationalen Vergleich grundlegender verstehen und kritisieren. Ausgehend von der gesellschaftspolitischen Diskussion, werden auch ganz praktische Werkzeuge erprobt, um andere Perspektiven und eigene Betrachtungen zu erlangen. Das digitale Zeitalter wurde jahrzehntelang als ein Aufbruch von hegemonialen und machtpolitischen Abhängigkeiten gefeiert, galt sogar als Werkzeug der Demokratisierung. Zunehmend zeigen sich die Kommunikationsnetze jedoch als eine Verstrickung, die unsere persönlichen Wahrnehmungs- und Ausdrucksmöglichkeiten formt. Der Workshop geht von einer künstlerischen Praxis aus, die generelle Ausdrucks- und Wahrnehmungsoptionen untersucht. Dabei stehen praktische Aufgaben im Vordergrund, die auch ohne Vorwissen zu meistern sind, und es werden Werkzeuge erschlossen, die Neubetrachtungen und andere Diskussionsansätze auftun. Der Workshop richtet sich an alle, an unterschiedliche Akteure aus Politik, Theorie und Kunst sowie Einsteiger und Interessierte.

12. Oktober

10:00–13:00

Die Abschreckung von Bootsflüchtlingen in Australien zeigt, wie Verfolgte zu Tätern deklariert werden und wie Kinder in unbefristeter Gefangenschaft ohne Strafprozess und ohne strafrechtliche Verurteilung jahrelang festgehalten werden. Wir untersuchen die Auswirkungen einer Politik, die in Europa nun in der Argumentation einer Militäraktion anklingt. Einsichten in ein System von Propaganda und verborgenen Militäraktionen werden durch spezifische Archivierungs- und Betrachtungsweisen möglich.

14:00–17:00

Ausgesperrt, ausgeschlossen und abgehängt – festgehalten im Niemandsland, verloren in Grenzregionen. Asylsuchende werden mit Reiseverbot, Rayonverbot und Lebensmittelgutscheinen arretiert. Die Unterkünfte sind peripher. So sind Asylsuchende z.B. isoliert im Schweizer Bergtal oder unterirdisch im Schweizer Armeebunker einquartiert. Durch Formen der Vernetzung und Verlinkung können die Nicht-Orte zum Ausgangspunkt einer gesellschaftspolitischen Umkehrung werden.

13. Oktober

10:00–13:00

Muster von Erkennung und Anerkennung werden immer spezifischer und schlagen sich in Sprachtests und Verhaltensvorschriften nieder. Eine Befangenheit setzt sich in den eigenen Anschauungen fort. Dabei nehmen Kommunikationsmedien und Kommunikationsakte zunehmend eine wichtige Stellung ein. Mit ihnen erlangen wir eine Ansicht in die eigenen Anschauungsweisen. 

14:00–17:00

Von den Netzwerken der Kolonialisierung zieht sich eine Geschichte bis zu einer aktuellen, informellen und kulturellen Kolonialisierung. Die Unterwerfung ferner Länder war von einer Verbindung abhängig. Der Knallfunk und die ersten Tiefseekabel waren das Rückgrat der Kolonien, mehr noch entwickelten sich die Kolonien und die Technologien in einer Wechselwirkung.

14. Oktober

10:00–13:00

Der Untergang der Titanic war auch die Katastrophe der privatisierten Kommunikationsverbindungen. Im Vergleich proprietärer Systeme und offener Kommunikationsstandards zeichnen sich unterschiedliche Formen von Ein- und Ausschluss ab.

14:00–17:00

Die Überwachung von Social Media Plattformen und die Observierung mittels Drohnen gehört zur Strategie der EU in ihrem „Kampf gegen Schlepper“. Kommunikationsverbindungen werden strategisch bedeutender Teil des Auf- oder Abtauchens von Menschen. Eigene Netzwerke bieten einen Ansatz zur kritischen Reflexion.

Der Workshop ist unterstützt von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt.

Der Titel CAPITAL OF THE WORLD stammt von einem Senegalesen im Schweizer Asylverfahren, der sich eine Hauptstadt der Welt wünscht. Es wäre ein Ort, an dem alle Menschen mit ihren Kulturen und Sprachen zusammenkommen und eine gemeinsame Heimat finden. Das Wort Capital steht auch für das Kapital der Welt, also ein Potential und ein Vermögen, das sich durch diese Gemeinsamkeit der Menschen entfalten könnte.